Zugegeben, mein Sohn ist eine harte Nuss!
Zum einen liegt es sicherlich daran, dass ich ihn viele Jahre lang von hinten bis vorne verwöhnt habe, zum anderen hat er aber leider auch einen mindestens genauso sturen Dickkopf wie ich.
Wenn dann also diese beiden aufeinanderprallen, dann fliegen schon mal die Fetzen.
Zimmer aufräumen, den Teller leer essen, sich anziehen oder aus dem Haus gehen, obwohl er lieber gerade Lego spielen will, all das funktioniert im Moment – ÜBERHAUPT GAR NICHT!
Für alles, was ich von ihm verlange, fordert er eine Erklärung und die Endlosdiskussionen darüber, warum er etwas nicht machen will oder machen muss ziehen sich wie Kaugummi.
Momentan fast jeden Tag.
Keine Ahnung, in der wievielten Phase der Vor-Pubertät er sich derzeit befindet, bevor wir dann irgendwann wirklich mal auf die Echte treffen. ;-(
Auf alle Fälle ist es anstrengend.
Ich gebe zu, ich stehe (mal wieder) vor einer großen Herausforderung.
In meiner perfekten Traumwelt, würde mein Sohn meiner Bitte nach dem Aufräumen seines Zimmer sofort und ohne Gemecker nachkommen und sich darüber freuen, dass ich mich freue.
In der echten Welt, läuft das leider weniger reibungslos.
Er schimpft und motzt und heult, wenn er etwas befolgen soll, dessen Sinn er nicht versteht oder verstehen will. Er sagt Sachen wie „Du bist gemein, Mama“, oder „Wenn ich groß bin, dann bin ich nicht so fies zu meinem Sohn“, oder „Ich kann dich gar nicht mehr leiden“, wenn ich ihn nur darum bitte, seine Hose nach dem Ausziehen nicht auf den Boden zu werfen, sondern über den Stuhl zu hängen oder in die dreckige Wäsche zu schmeißen.
Er verdreht die Augen, bockt rum und weigert sich vehement, wenn ich ihn bitte, ein bisschen schneller zu machen, weil wir sonst zu spät zur Schule kommen, zu einer Verabredung oder sonst wohin kommen, oder wenn er Tante Erna Danke sagen soll.
Tja, und manchmal, wenn ich dann in solchen Situationen bin, die mich über alle Maßen stressen, ich unter Zeitdruck bin oder mich von anderen beobachtet fühle, dann greife ich in meiner Not eben doch zu einer Erziehungs-Methode, die laut Kinderpsychologen weltweit ganz schrecklich ist.
ERPRESSUNG!
Noch während ich zu ihm sage, „wenn Du das jetzt nicht tust, dann darfst Du das nicht“, überkommen mich Zweifel, ob das für Matheo wirklich der richtige Weg ist. Meist nützt es sowieso nur kurzfristig etwas, wenn überhaupt dann, weil er sich irgendwie dann doch ergibt.
Aber mit Reden, Bitten, Argumentieren komme ich halt auch nicht wirklich weiter.
Und noch während ich darüber nachdenke, sagt mein Sohn: „Mama, man darf keine Kinder erpressen!“, und ich frage mich:
Hat er vielleicht recht damit?
Also mal ganz abgesehen davon, ob man das darf oder nicht (ich glaube im Gesetzbuch findet man da keinen Paragraphen dazu), aber ist es sinnvoll?
Ist es in Ordnung als Eltern diese Karte auszuspielen?
Kommt man denn überhaupt ohne Erpressung in der Erziehung aus?
Ich kann mich noch erinnern, dass ich es als Kind auch nicht toll fand, wenn mir meine Eltern sagten, „wenn du dein Zimmer nicht aufräumst, dann darfst du nicht auf den Geburtstag deiner Freundin“.
Also hab ich mich angestrengt.
War das nun damals Erpressung?
Oder wurde mir dadurch beigebracht, dass man manche Sachen im Leben eben nur bekommt, wenn man etwas dafür tut?
Fällt das denn dann nicht unter „ich bringe meinem Kind Disziplin bei“?
Was wäre, hätten meine Eltern gesagt, „wenn du jetzt brav dein Zimmer aufräumst, dann darfst du zum Kindergeburtstag deiner Freundin“?
Wäre es dann statt Erpressung nicht Bestechung, und das wiederum auch nicht so gut?
Puuuuh. Ich bin überfragt.
Ich finde der Grat zwischen Konsequenz, Erpressung und Bestechung ist ein sehr, sehr schmaler und die Übergänge teilweise so schleichend, dass ich manchmal ehrlich nicht unterscheiden kann, wann die Konsequenz aufhört und die Erpressung beginnt.
Ihr?
Und was gibt es für Alternativen? Kommt man in der Erziehung auch ohne diesen Druck aus?
Sabine Bohlmann, Autorin und zweifache Mama, behauptet jedenfalls, dass sie für jede brenzlige Situation ein Rezept parat hat, das mit den oben angesprochenen Methoden nix gemeinsam hat. Und sie hat dazu ein Buch geschrieben:
Na dann. Ich finde, ein Versuch ist es wert!
Zu kaufen hier: Amazon
Ach ja, was mir noch einfällt:
Emotionale Erpressung ist absolut tabu!
Kindern darf man niemals und unter keinen Umständen damit drohen, sie nicht mehr lieb zu haben, wenn sie etwas nicht tun wollen, das man von ihnen verlangt.
Eine solche Aussage löst keine Probleme, dafür aber bei Kindern große Selbstzweifel aus.
Und das ist unverzeihlich.
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