„Ich bin doch nicht euer Aschenputtel!“.
Solche oder so ähnliche Sprüche bekommen Eltern von ihren Kindern weltweit zu hören, wenn sie den Nachwuchs schon nur bitten, doch mal schnell den Müll rauszubringen. Das ging Marco und mir die letzten Jahre nicht anders;-)
Als das liebe Töchterlein (heute 20) noch bis vor einer Weile bei uns wohnte, wurden wir regelmäßig mit bösen Blicken oder völligem Kommunikationsstop bestraft, weil wir irgendwann doch mal von ihr verlangten, von nun alle zwei Wochen das Bad/ihr Bad zu putzen. Ohne Toilette wohlgemerkt. Nur das Bad. Da war sie 17.
Was soll ich sagen? Oft wurde es von ihr vergessen, ab und zu ganz bewusst boykottiert, manchmal mit Murren erledigt und ganz selten klappte es mit einem Lächeln auf den Lippen.
Was sie leider nicht verstanden hat: es ging uns hierbei nicht darum, sie zu quälen oder zu ärgern, wir wollten doch nur, dass sie merkt, dass JEDER in einer Familie zusammenhelfen muss, damit es harmonisch in der Gemeinschaft funktioniert. Wie sonst soll denn ein friedliches Zusammenleben später in einer WG oder in einer Partnerschaft gelingen, wenn man nie gelernt hat, sich einzubringen? Oder noch schlimmer, wenn man gar nicht einmal weiß, wie Putzen, Wäsche waschen, Einkaufen oder Bügeln überhaupt geht?!
Ehrlicherweise muss ich gestehen, dass auch meine Mutter früher an mir verzweifelte, wenn es um meine Mithilfe bei der Hausarbeit ging. Ob Boden wischen. Oder Kuchen backen. Oder Kochen. Ich war eigentlich stets genervt davon, hab´s aber meistens gezwungenermaßen trotzdem gemacht, weil es keine Alternative gab. In dieser Hinsicht waren meine Eltern nahezu unerbittlich. Heute, da ich selber Mutter bin, verstehe ich warum!
Wie man leider so vieles erst versteht, wenn man älter ist und selber Kinder hat, so ist auch der Punkt von Eltern eingefordertes Familien-Engagement wirklich nachzuvollziehen.
Eltern sind in der Tat nicht dafür da, den Concierge für ihre Kids zu spielen und es ihnen im Hotel Mama besonders bequem zu machen. Eltern müssen ihre Nachkommen vorbereiten auf eine Leben ohne Dauerbemutterung. Sie lebensfähig machen. Selbständig. Das und nichts anderes ist die wahrscheinlich ureigenste Funktion von Erziehungsberechtigten. Das ist ihre natürlichste Pflicht und das vergessen wir mehr und mehr. Natürlich hat sich im Lauf der Zeit einiges geändert und so ist heutzutage wichtig, hierbei das richtige Maß einzuhalten! Es soll ja nicht in Kinderarbeit ausarten, aber darum geht es ja in unseren Breitengraden normalerweise nicht. Es geht um Teamwork.
Früher war das Helfen normal. In Zeiten unserer Urgroßeltern, Großeltern und vielleicht auch Eltern war es selbstverständlich, dass die Söhne und Töchter im Haushalt, auf dem Hof oder dem Feld Unterstützung leisteten. Es ging einfach nicht anders. Letztlich hing das Überleben aller davon ab.
In dem Umfang wie das von unseren Ahnen betrieben wurde, würde man das heute bei keinem einzigen Teenager mehr durchsetzen können. Und das ist auch gut so und Gott sei Dank in den seltensten Fällen notwendig. Wir leben in einem völlig anderen Zeitalter.
Doch ich bin trotz aller Modernität der Meinung, dass auch heutzutage alle Familienmitglieder (übrigens egal welchen Geschlechts) wissen müssen, welche Aufgabe sie innerhalb des „Inner Circles“ innehaben, und, dass sie diese auch zuverlässig erfüllen müssen. Nur so funktionert ein gutes Zusammenleben.
Verbindlichkeit ist ein so wichtiges Gut!
Ob innerhalb der Familie, gegenüber Freunden, den Kunden oder dem Arbeitgeber. Zumindest ist es das, woran ich ganz fest glaube!
Gerade, wenn beide Elternteile arbeiten, ist es mehr als vertretbar, dass mitgeholfen wird. Natürlich immer dem Alter des Kindes angemessen! Der Sohn oder die Tochter lernt aus meiner Sicht dadurch aber viel mehr, als dass es schadet. Es formt die Persönlichkeit und macht sie zu umgänglichen Mitmenschen. Das ist mir nämlich ganz besonders wichtig.
Aus diesem Grund hilft auch Matheo schon sehr lange im Haushalt mit und er tut es (bis jetzt) gerne.
Meistens machen wir uns daraus ein Spiel. Wie zum Beispiel, wenn er mir beim Wäsche waschen und sortieren hilft. Hausarbeit mit meinem Sohn macht dreimal so viel Spaß!
So war es auch heut beim ersten Fensterputzen des neuen Jahres!
Wir haben seinen momentanen Lieblingssong auf Repeat gestellt und zu Ghostbusters den Putzlappen schwingen lassen. Die Geschichte dazu: ein Slimy-Monster ist an unsere Scheiben geflogen und wir sind zwei Geisterjäger, die jetzt Spuren sichern.
Hat heute zwar nur bei zwei von zehn Fensterscheiben funktioniert, aber die hat er mit einem Lachen geputzt. Und je öfter er mir hilft, desto besser weiß er wie es später in der eigenen Wohnung geht. Ich gehöre nämlich definitiv nicht zu den Müttern, die später regelmäßig mit dem Putzeimer in der Studentenbutze des Sohnemanns einlaufen, um Klar Schiff zu machen. Also muss er vorbereitet sein! (Anmerkung: Ich hoffe an dieser Stelle sehr, dass ich nicht in ein paar Jahren einen Blogpost schreibe, in dem ich darüber schreibe, wie ich einmal die Woche die Studentenbutze meines Sohnes sauber mache!!! Aaaaahhh…)
Was mich allerdings vor einer Weile doch ein bisschen hat stutzig werden lassen, als ich es zufällig gelesen habe, war:
Es gibt doch tatsächlich ein Gesetz, das besagt, dass Kinder und Jugendliche geradezu von Rechts wegen verpflichtet sind, den Eltern im Haushalt zu helfen. Das muss nicht immer Badputzen sein. Es kann auch Babysitten sein oder irgendwelche Botengänge, Rasenmähen oder das Silber polieren. Jede Familie so wie sie will und kann. Man darf den Kiddies wohl aber auch – und das ist nachgewiesenermaßen pädagogisch wertvoll – Taschengeld abknöpfen, dafür dass eine Putzfrau beschäftigt wird und die „Kleinen“ dafür gar nix machen müssen.
Wichtig ist laut einiger Familientherapeuten nur, dass die Kinder mithilfe der Eltern wissen, dass Chillen (und zwar im ganzen Leben!) ohne Gegenleistung normalerweise nicht drin ist.
Nun denn, ich gebe mein Bestes!
Nachzulesen ist das Gesetz übrigens hier: Bürgerliches Gesetzbuch (BGB)
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