„Mami, ich träume schon so lange von einen Hund, ich verspreche, dass ich alles mache, du musst dich um gar nix kümmern!“, „Andere Kinder haben auch einen Hund, warum wir nicht?“, oder mein Lieblingssatz: „Wenn ich keinen Hund bekomme, bin ich für immer unglücklich!“
Tja, irgendwann musste es ja so kommen. Matheo ist in einem Alter, in dem das Thema Haustier plötzlich eine riesengroße Rolle spielt. War es anfangs noch so, dass es egal war, welches es sein würde – von Ratte über Meerschweinchen bis hin zu einem Huhn war alles dabei – sind wir nun beim besten Freund des Menschen angekommen: dem Hund. Seine Stofftier-Wauzis, die er überall mit hinschleppt, reichen ihm nicht mehr.
Es ist nicht so, dass ich meinen Sohn nicht verstehen kann und es ist auch nicht so, dass das Thema zum ersten Mal auf meinen Tisch kommt. Als ich meinen Mann vor über zehn Jahren kennenlernte, hing dieser mir die erste Zeit Tag und Nacht damit in den Ohren, wie bereichernd ein Vierbeiner für unser Leben sein würde. Mein Mann liebt Hunde. Und Hunde lieben meinen Mann. Selbst Hunde, die laut ihrer Besitzer andere Menschen auf den Tod nicht ausstehen können, kommen schwanzwedelnd auf ihn zu.
Leider durfte er aber als Kind nie einen Eigenen haben, da die Eltern meines Mannes dagegen waren. Aus den verschiedensten Gründen. Vor allem aber auch, weil es niemand gegeben hätte, der wirklich Zeit für ein Tier hätte aufbringen können. Und auch später während der Ausbildung und der ersten Jobs war nie so wirklich der richtige Zeitpunkt dafür, sodass er sich diesen Wunsch bis heute nicht erfüllen konnte, denn auch bei mir biss mein Liebster all die Jahre auf Granit.
Nicht, weil ich Hunde nicht mag. Im Gegenteil. Ich finde sie toll und immer, wenn mich Tina mit Paula besucht oder ich bei Tina bin und Paula sich an mich kuschelt, bin ich völlig hingerissen von der Idee, auch eine „Paula“ zuhause zu haben!
Doch kaum wieder zuhause schleicht sich die Angst ein, dass ich das alles nicht schaffen würde. Die Bügelwäsche stapelt sich auch ohne Haustier schon kilometerhoch, zum Fensterputzen raffe ich mich nur auf, wenn man wirklich nicht mehr durchschauen kann und auch ansonsten habe ich ständig das Gefühl meiner Zeit nur hinterherzurennen. Wie also die zusätzliche Belastung meistern?
Denn seien wir doch mal ehrlich! Am Ende ist es doch immer so, dass die Arbeit an Mutter oder Vater hängen bleibt, wenn die Kinder die erste Lust am neuen Spielkameraden verloren haben. Und das passiert doch so gut wie immer nach einer gewissen Zeit.
Oder habt Ihr da andere Erfahrungen?
Bei uns jedenfalls war das früher leider schon so. Ich kann mich noch sehr gut erinnern, dass auch ich in der Grundschule war, als ich meine Eltern zum ersten Mal mit dem Wunsch nach einem Hund nervte, und zwar so lange bis wir einen kauften. Die Freude war zunächst riesig, ich war stolz wie Bolle, wenn ich mit meiner Boxerdame an der Leine um die Häuser zog. Nach einer Weile aber ließ die Freiwilligkeit in puncto Gassigehen nach und nicht selten hatte ich Streit mit meinen Eltern, weil ich statt mit dem Hund lieber mit meinen Freunden draussen abhängte. Wer musste sich also kümmern? Meine Mama. Heute finde ich das natürlich schrecklich, aber mit Acht oder Neun habe ich mir darüber nun mal keine Gedanken gemacht.
Und nun erlebe ich ein Déjà-vu.
Da steht nun mein kleiner Sohn – wie ich damals vor meinen Eltern – vor mir, wünscht sich sehnlichst einen eigenen Hund und versteht nicht, dass die Bilder und Assoziationen, die er damit verknüpft in meiner Vorstellung nicht halb so romantisch sind.
Er denkt an Lassie, das Rennen und Toben auf Wiesen und Feldern und Stöckchen werfen im Sonnenuntergang. Ich denke an lange Spaziergänge auch bei Tornado, Wind und Wetter, an Kackehaufen, die wahrscheinlich immer nur ich einsammeln darf und an Überschwemmungen im Bad beim Versuch den Matsch und Schlamm nach besagtem Wind und Wetter-Spaziergang aus dem Fell zu waschen.
Einerseits.
ANDERERSEITS sind da natürlich die Kuschelabende auf der Couch, das Gefühl jemanden zu haben, der dich immer liebt, auch wenn du aussiehst wie der letzte Eimer, die tollen Ausflüge ans Isarufer bei herrlichem Wetter, ein Vertrauter, der dich ohne Worte versteht, das Aktivsein, zu wissen, dass da jemand ist, der dich braucht, dem du etwas beibringen kannst.
Beim Googeln stoße ich auf die verschiedensten Seiten, auf denen aber fast immer das Gleiche, nämlich Positives, steht. Hunde fördern die Entwicklung eines Kindes ungemein, was die soziale Kompetenz betrifft, die auch im späteren Zusammenleben mit Menschen gefragt ist.
Dennoch:
„Kinder sehnen sich nach einem Freund und Kuschelpartner und nicht nach dem zu versorgenden Objekt“, weiß Brigitte Stöber-Harries (59, Pädagogin und Hundeexpertin) aus Hamburg. „Auch wenn Kinder gleich in mehrfacher Hinsicht von der Beziehung zu einem Haustier profitieren und Verantwortungsbewusstsein, Kommunikationsfähigkeit, Rücksichtnahme und soziale Kompetenz auf spielerische Art gefördert werden, darf das Haustier nicht darunter leiden, wenn die Kleinen ihre Versprechen am Ende doch nicht einhalten. Deshalb muss die Anschaffung eines Haustieres wohl überlegt sein und sollte nicht aus einer Laune heraus geschehen. Denn lebendige Tiere sind kein Spielzeug, das man nach kurzer Zeit achtlos in die Ecke werfen kann, sondern fühlende Wesen, für die man über viele Jahre Verantwortung übernimmt.“ (Quelle: Wochenspiegel online)
Genau das ist es eben! Wenn wir uns für ein Haustier entscheiden, dann nur, wenn wir sicherstellen können, dass wir auch verantwortungs- und liebevoll dafür sorgen können.
Ich habe im Lauf meines Lebens die unterschiedlichsten Gründe genannt bekommen, warum ein Familienhund sein muss. Am schlimmsten fand ich die Begründung, dass das „halt einfach zum Ideabild der perfekten Familie dazugehört“. Verliebt, verlobt, verheiratet. Kind, Hund, Haus und Gartenzaun. Bums. Ende. Aus. Schrecklich!
Gott sei Dank gibt es aber auch diejenigen, die darin ein Familienmitglied sehen, das das Rudel durch großartige Eigenschaften ergänzt, die man bei Menschen gar nicht oder selten findet.
Ich bin versunsichert. Wie so oft schlagen zwei Herzen in meiner Brust.
Nichts lieber würde ich tun als meinem Sohn (und meinem Mann) den Herzenswunsch zu erfüllen, wenn ich nur wüsste, wie das in der Umsetzung dann aussehen würde.
Vielleicht stell ich es mir auch schlimmer vor als es ist? Vielleicht ist die Freude, die ein Hund mit sich bringt, so viel größer als die Arbeit, die damit einhergeht. Eventuell ist es gar nicht so kompliziert wie ich glaube?
Wie regelt Ihr das, wenn Ihr in den Urlaub fliegt? Was hat man für Möglichkeiten, wenn man nicht gerade tausende von Euro für ein teures Tierhotel ausgeben kann? Kennt Ihr Hotels, in denen Hunde erlaubt sind, auch wenn es sich nicht um ein kleines Schößchen-Modell handelt?
Würdet Ihr sagen, dass ein Kind so viel mehr von der Anwesenheit eines Hundes profitiert, dass es alle Mühe wert ist?
Habt Ihr Tipps, wie man sein Kind auf nachhaltige Weise in die Pflege einbinden kann?
Kurzum, soll ich´s wirklich machen oder lass ich´s lieber sein?
Ich danke Euch für Eure Hilfe!