„Wenn Männer Kinder kriegen müssten, wäre die Menschheit schon ausgestorben“ – ich glaube diesen recht abgedroschenen Spruch kennen wir alle. Aber Fakt ist: Ich kenne keinen Mann, der eine Form von Geburtsneid empfindet. Es ist wundervoll Nachwuchs zu bekommen, aber diesen soll dann doch die Frau auf die Welt bringen:)
Aber auch wir Frauen sind eben nicht ganz angstfrei, was das Kinderkriegen und Gebären anbelangt. Gerade am Ende einer Schwangerschaft haben viele Frauen Ängste. Was durchaus verständlich ist, da man ja gerade beim ersten Kind keinerlei Ahnung hat, was auf einen zukommt. Nur selten hört man, dass die Geburt schön und unkompliziert war. Meistens berichten Frauen von stundenlangen Wehen, schlimmen Schmerzen oder auch einen Notkaiserschnitt. Das Problem: Angst kann eine Geburt auch wesentlich erschweren und behindern, da sie die Frauen verspannt und so nicht mehr regelmäßig geatmet wird.
Anita Gessulat, selbst Mutter von zwei Kindern (Greta ist 2 Jahre, Lilou 5 Jahre), bietet deshalb spezielle Workshops an, in denen die Frauen auf die Geburt vorbereitet und über die wahren Abläufe des Körpers unterrichtet werden. Außerdem wird erklärt, wie man Ängste abbaut und stattdessen Sicherheit und Selbstvertrauen gewinnt.
Hier sind ihre persönlichen TOP10 zur sanften und angstfreien Geburt:
1. Perfektion:
Wir sind dafür geschaffen, zu gebären. Die Geburt ist ein auf Erfolg getrimmter Vorgang. 87% aller Geburten verlaufen komplikationsfrei!
2. Die Hormone
Der Mensch verfügt über ein ausgeklügeltes Hormonsystem, welches zu jeder Phase der Geburt den Prozess unterstützt. Der Körper gebärt intuitiv, seit Jahrtausenden von Jahren.
3. Die Vagina
Kann sich enorm dehnen. Wenn Du Dir dessen schon vor der Geburt bewusst bist und Dir das „Ich bin weit, unendlich weit“- Mantra auch während der Geburt immer wieder vorsagst, hilfst Du Deinem Körper auch mental. Dehne Deinen Damm durch eine Damm-Massage mit etwas Damm-Massageöl oder Mandelöl im Vorfeld der Geburt.
4. Der Beckenboden
Entspanne Deine Beckenbodenmuskulatur ganz bewusst. Stelle Dir vor, Deine Vagina wäre eine Pforte und Du machst die Pfortentür auf und noch ein Stückchen weiter und weiter. Das kannst Du bereits in der Schwangerschaft immer wieder ganz bewusst üben. Während der Geburt kannst Du Deinen Muttermund entspannen indem Du schnaubst wie ein Pferd. Das ist das Gesetz des Schließmuskels: so oben wie unten. Daher ist es gut, wenn Du Deine gesamte Kiefermuskulatur ein paar Wochen vor der Geburt bewusst zu entspannen lernst. Massiere Deine Kiefermuskeln Stück für Stück durch. Lass Dein Kinn einfach nach unten hängen. Dein Mund wird sich dabei öffnen, lass Deinen Kiefer noch ein Stück sinken und noch ein Stück, bis Deine Muskeln ganz entspannt sind. Entspanne Deinen Kiefer unter Geburt immer wieder.
5. Die Geburtsposition
Auf altertümlichen Abbildungen sieht man aufrechtgebärende Frauen. Oft halten sich die Frauen an einem Ast oder anderen Geburtsbegleitern fest oder sie knien oder hocken am Boden. Je aufgerichteter Dein Körper ist, desto besser unterstützt Du die natürliche Geburtsbewegung. Frauen, welche unter der Geburt laufen, haben häufig einen zügigen Geburtsverlauf.
6. Das Atmen
Die Atmung unter der Geburt ist sehr intuitiv, vertraue Deinem inneren Rhythmus. Atme lange und langsam ein und aus. Wenn die Presswehen einsetzen, gib Dich ihnen hin. Sie obliegen unwillkürlich arbeitenden Muskeln und setzen genau dann ein, wenn der Geburtsprozess an der richtigen Stelle ist. Das Unterdrücken von Presswehen kostet unnötig viel Kraft, welche Dir dann an anderer Stelle womöglich fehlt. Umgekehrt kann das bewusste, von außen induzierte Pressen, ebenso kontraproduktiv sein. Äderchen im Auge können platzen, Hämatome können entstehen oder der Geburtsprozess kann ins Stocken kommen, weil Dein kleines Kind womöglich noch gar nicht soweit ist und Du unter Umständen denkst, Du presst nicht gut genug oder dergleichen…Wenn Du unter der Geburt tönen möchtest, haben sich tiefe Töne wie A, O, U als geburtsfördernd bewährt. Es gibt aber auch Frauen, welche nach der Hypnobirthingtechnik (nach Mongan) gebären, welche ganz ruhig und still ihr Kind empfangen.
7. Die Geburt einleiten
Zum errechneten Geburtstermin kommen nur 4% der Kinder. Es ist normal, wenn ein Kind drei Wochen vor und zwei Wochen nach dem errechneten Geburtstermin kommt. Beachte auch, ob der Termin vom Tag der Befruchtung aus errechnet wurde. Denn meistens wird der vermutete Eisprung vom Beginn der letzten Periode als Ausgangspunkt genommen. Insofern kann der „eigentliche“ Geburtstermin ohne weiteres ein paar Tage früher oder später sein. Das ist relevant, wenn Du im Krankenhaus entbinden möchtest und die 40. Schwangerschaftswoche erreicht ist. Ab dann wird meistens täglich CTG gewünscht und Du kannst leicht den Eindruck gewinnen, dass Dein Kind „spät dran“ ist. Lass Dich nicht aus der Ruhe bringen. Auch wenn Dein Kind erst zwei Wochen nach dem errechneten Termin kommt, ist das noch normal. Ab der 38. Schwangerschaftswoche kannst Du versuchen Dein Kind zur Geburt einzuladen, indem Du lange Spaziergänge machst, Deine Brustwarzen stimulierst oder mit Deinem Partner schläfst. Wichtig ist hierbei, dass sein Ejakulat auf den Muttermund trifft, denn die darin enthaltenen Prostaglandine machen ihn weich und geschmeidig für die Öffnung.
8. Der Geburtsstillstand
Kommt die Geburt ins Stocken, kannst Du davon ausgehen, dass ein evolutionsbiologisch sinnvoller Prozess einsetzt. Was kann unterbewusst Angst bei der Gebärenden auslösen? Das Erscheinen von nicht vertrauten Personen im intimen Geburtsmoment. Häufige Untersuchungen (Pulskontrolle, Stand Muttermundöffnung, CTG) oder Gespräche, selbst das Mithören von Unterhaltungen kann bedrohlich wirken. Wenn sich Fachpersonal über das Fortschreiten des Geburtsvorganges unterhält und über Deinen Kopf über geeignete „unterstützende“ Maßnahmen spricht, kann das von Deinem Stammhirn als bedrohlich empfunden werden. Es kann sogar hinderlich sein, wenn eine Dir vertraute Person verkrampft oder angstbesetzt ist. Daher versuche Dir vertrauensvolle Menschen an Deine Seite zu holen und Dich bewusst zu entspannen. Küssen oder im Arm gehalten werden kann den Geburtsprozess weiter vorantreiben. Auch das Stimulieren der Brustwarzen kann einen positiven Effekt haben, dabei werden geburtsfördernde Östrogene freigesetzt. Ebenso kann Akupressur (nach Debra Betts) die Geburt sinnvoll unterstützen. Wenn Du gute Erfahrung mit Schüssler-Salzen, Akupunktur, Homöopathie oder Heilsteinen gemacht hast, kannst Du Dich auch über diese Unterstützungssysteme informieren.
9. Bonding
Die erste Stunde nach der Geburt ist wesentlich für das Bonding, das heißt die Bindung zwischen Dir und Deinem Kind. Bitte anwesende Personen Euch die erste Stunde allein zu lassen. So kann die junge Familie zusammenwachsen. Alle nebensächlichen Dinge wie Wiegen, Messen, Waschen, Wickeln, Anziehen und Untersuchungen (falls nicht notwendig), können auch noch nach einer Stunde gemacht werden. Apropos Anziehen: Dein Kind kommt vom Fruchtwasser ins Trockene. Am Wohlsten fühlt es sich jetzt, wenn es nackt auf Deiner nackten Haut sein kann und keine trennenden Stoffe zwischen den Beinen spürt.
10. Das Stillen
Fördert die Nachgeburt und das Zusammenziehen der Gebärmutter. Wenn Du Dir Dein Kind auf den Bauch legst, findet es von allein den Weg zu Brust! Deine Milchmenge passt sich genau dem Bedarf des Kindes an. Wenn Du den Eindruck hast, die Milch reicht nicht aus, biete Deinem Baby die Brust häufiger an, so hast Du in ein, zwei Tagen schon mehr Milch zur Verfügung.
Ich wünsche Dir von ganzem Herzen viel Kraft und Vertrauen für diesen bedeutenden Moment!
Der nächste Workshop „Sanfte und angstfreie Geburt“ findet übrigens am 19. März 2016 statt, weitere Infos zu Anita findet Ihr auf ihrer Webpage Mami-Yoga.
Und hier geht´s zu Anitas TOP10 zur yogischen Gelassenheit.
Titelbild: ChameleonsEye/shutterstock.com.
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