„Mama, ich geh aufs Klo und mach Kacka!“

2. Oktober 2016 , In: Meike, ZweiBlicke , With: No Comments
1

Gerade will ich mir genüsslich meine Gabel Spaghetti in den Mund schieben, da ruft es unheilvoll von oben: „Mama, ich geh aufs Klo und mach Kacka!“.

Oder eher so: „Kackaaaaaaa“.

Wie ich das liebe. Sein Geschick für Timing. Das hat er von mir. Immer den richtigen Moment abpassen. So wie jetzt ist es meistens… Hach ja, die Spaghetti können warten, aufgewärmt schmeckt´s doch eh besser und ich weiß ja schließlich schon, was als nächstes kommt.

„Ich geh aufs Klo und mach Kackaaa“ ist nix anderes als der Geheimcode dafür, dass ich mich mental darauf einstellen darf, meinem Sohn (voller Freude) den Hintern zu putzen, sobald er mir durch Zurufen („Mamaaa, du darfst jetzt kommen!“) signalisiert hat, dass ES vollendet ist.

Mal dauert es länger, mal kürzer. Gerne nimmt er seinen Nintendo mit, Papas Ipad oder eine Zeitschrift. Genau wissen, wie lange es dauert, kann man leider nie und so halte ich geduldig die Ungewissheit aus.

Sobald jedoch sein Ruf tönt, sprinte ich ins obere Stockwerk, bewaffne mich mit genügend Feuchttüchern (mit denen ohne böse Zusatzstoffe) und mache mich an die Arbeit. Aber BLOß nicht, ohne sein Werk vorab ausreichend betrachtet, begutachtet und – Achtung jetzt kommt´s – kommentiert zu haben.

Ich muss ihm dann genau beschreiben, was ich sehe, und ihn loben, wehe ich mache es nicht, sondern spüle, ohne genug Wertschätzung einfach herunter oder schaue es mir nicht in ausreichender Hingabe gemäß seiner Zeitvorgabe an, dann kann es schon mal vorkommen, dass er vor Wut und Enttäuschung heult oder stundenlang nicht mehr mit mir redet.

Für ihn ist das, warum auch immer, wichtig und ein „snap Off“, also etwas, bei dem man eigentlich so gut wie gar nicht nachwischen muss, weil da nix zum Wischen ist, fast sowas wie ein Ritterschlag.

Mir geht das so gaaanz langsam ein bisschen auf die Nerven und drum rebelliere ich und kommentiere immer öfter nicht!

Hach, früher war alles einfacher.

Als er noch sehr klein war, da musste das Feedback zum (meist) alltäglichen großen Geschäft  nicht allzu ausschweifend ausfallen. Es reichte ein „Tollllll hast du Kacka gemacht.“ oder „Feines Kacki!“.

Ähnlich wie bei einem Hund, denke ich. Der will auch für sein Häufchen gelobt werden, aber verzichtet gerne auf langwierige Beschreibungen dessen, was letztlich rausgekommen ist. Es gibt ein Leckerli und gut is.

Ehrlich gesagt, bin ich sicher, dass dieses „Geprahle“ ein reines Männerding ist.

Ich bin wahrlich kein Freund von Klischees und versuche diese tunlichst im eigenen Alltag und im Umgang mit meinem Kind zu vermeiden. Typisch Junge, typisch Mädchen. Was soll das denn am Ende des Tages sein? Und trotzdem, trotzdem gibt es Sachen, die machen aus meiner Sicht definitiv nur Kerle.

Große, kleine, dicke, dünne, alte oder eben junge.

Schon als ich noch selbst in der Schule war, war das so. Gingen die Mädchen einfach auf die Toilette und kamen stillschweigend wieder zurück zu ihrem Platz, blieben die Jungs im Türrahmen stehen, um der gesamten Klasse die „halbe Meter Knackwurst“ zu demonstrieren, die sie aller Voraussicht nach gerade „abgeseilt“ hatten. Schlimm. Und auch heute kann es mir passieren, dass ich mit guten männlichen Freunden im Restaurant sitze, die das Gleiche tun. Als ob Größe oder Gewicht irgendeine Aussage über Befähigung oder Charakter eines Mannes tätigen könnten?

Während ich sogar zu den Menschen gehöre, die am liebsten komplett leugnen würden, dass Frauen DAS auch tun, haben Männer scheinbar damit überhaupt keine Berührungsängste. Jedenfalls, solange es um das eigene Kacka geht.

Ich erinnere mich nur an einen meiner Ex-Freunds, der bei unserem ersten gemeinsamen Urlaub (da waren wir gerade vier Wochen zusammen) eines schönen Tages mit einer Zeitung unter den Arm geklemmt ins Bad reinlatschte, während ich gerade in der Wanne lag, sich auf den Thron setzte und es sorry, wenn ich das so sagen muss, mir nichts dir nichts richtig krachen ließ. Ich war so perplex, dass ich zuerst gar nichts sagen konnte und während ich noch darüber sinnierte, wofür er die Zeitung brauchte, ob das Ganze vielleicht länger dauern würde, sagte er ganz selbstbewusst, „DAS stört dich doch nicht, oder?!“. DOCH.

Was will ich damit sagen?

Das Ding mit dem Kackamachen ist das: ich weiß es ist natürlich und die normalste Sache der Welt, und dennoch brauche ich meine angemessene Zeit (vier Wochen sind da definitiv zu wenig) um dem Thema einen angemessen Raum in einem gemeinsamen Leben mit einem Partner zu schenken. Um relativ ungezwungen damit umzugehen dauert es Jahre. Jahre!

Einer, der mir schon beim ersten Home-Date am besten noch vor der Begrüßung meine Porzellanschüssel bis oben vollkackt, der wirkt auf mich befremdlich. Hatte ich übrigens auch schon. Kaum zu glauben, aber wahr.

Typ kennengelernt, nach einiger Zeit will ich das erste Mal für ihn kochen, er  kommt, geht schnurstracks ins Bad, um freudestrahlend danach zu mir zu sagen: „Ich bin eigentlich ein Heimscheißer, aber bei dir klappt´s super!“  Ich weiß, tief drin in seinem Herzen sollte das bestimmt ein Kompliment sein und grundsätzlich finde ich das ja auch nett, wenn sich jemand bei mir von Beginn an wohlfühlt. Aber muss man das so deutlich bereden?

Männer müssen das scheinbar.

Also die echten Männer, die, die noch die sexy Ursprünglichkeit verkörpern und davon gibt es gar nicht so wenige, wie mich die Erfahrung gelehrt hat.

Sie verkleiden sich vielleicht in maßgeschneiderten Anzügen oder schicken Hemden. Sie tragen diesen Schal so komisch um den Hals, ihr wisst schon, der, der sagen soll, dass irgendwas Adliges im Blut mitfließt. Sie gehen regelmäßig in die Oper, haben Ahnung von Kultur und Kunst, sind eloquent, charmant, zuvorkommend, wohlerzogen.  Früher oder später posaunen aber auch diese Herrschaften aus, wie stolz sie auf Form und Farbe ihrer Exkremente sind. Spätestens, wenn noch ein paar andere Gleichgesinnte dabei sind, die das wohlwollend quittieren.

Manchmal aber kommen sie im Gewand eines niedlichen, zuckersüßen, winzigen Neugeborenen daher.

Und plötzlich macht es einem gar nichts mehr aus!

Im Gegenteil, am Anfang, das weiß ich noch ganz genau, habe ich bei jeder vollgeschissenen Windel wahre Freudentänze aufgeführt, während Marco schon längst würgen musste, wenn er nur in die unmittelbare Nähe des Corpus Delicti kam.

Ein regelmäßiger Stuhlgang ist schließlich wichtig, hatte ich mir sagen lassen, und genauso wichtig ist, dass man ihn beobachtet. Bei Jung und Alt. Einen interessanten Artikel zu diesem Thema findet ihr hier.

Mit den Jahren aber wurde eben aus einem zarten Baby ein stattlicher Junge und so erinnern mich seine „Klo-Eskapaden“ nun immer mehr an die meines Ex-Freundes als an die eines kleinkindlichen Erdenbürgers;-)

„Mamaaaa, du darfst kommen!“ trällert es fröhlich von oben.

„Du DARFST“, sagt er und von der Tonlage her klingt es eher so, als würde mich Matheo gleich mit einen wunderschönen bunten Regenbogen überraschen…

Nun denn… 😉

PS: Warum ich meinem Sohn mit fast neun Jahren immer noch beim Powischen helfe, obwohl er es laut vieler schlauer Ratgeber alleine können müsste?

Weil es eben faktisch nicht so ist und mir Erziehungsratgeber (im allgemeinen) inzwischen wurscht sind. Ich erziehe lieber nach Bauchgefühl.. Jedes Kind ist schließlich anders!

 

 

There are no comments yet. Be the first to comment.

Leave a Comment

Tina und Meike

Als Mütter wissen wir: Den geraden Weg gibt es nicht! Getreu unserem Motto „Wenn´s durch den Haupteingang nicht geht, dann nehmen wir eben die Seitentür“ suchen wir nach (technischen) Gadgets und anderen erzieherischen Überlebenshilfen und nehmen Euch ganz nebenbei mit auf eine humorvolle Reise durch unser Seelenleben. Erziehungsvorsprung durch (Überlebens-)Technik? Lasst es uns herausfinden!

Instagram