Gerade von älteren Generationen hört man oftmals noch den Spruch „pro Kind ein Zahn“. Diese alte Mär hält sich hartnäckig, ist aber eigentlich sogar Unsinn. Wir haben Dr. Dietmar Hellebrand nach den zehn wichtigsten Infos gefragt, die Schwangere bzgl. Zahnhygiene bei sich selbst und auch beim Nachwuchs wissen sollten. Er ist selbst stolzer und glücklicher Vater von zwei Söhnen (5 und 7 Jahre), seit 16 Jahren niedergelassener Zahnarzt in München an der Theresienwiese und zertifizierter Spezialist für Implantologie und Funktionsstörungen . Außerdem seit seiner Praxiseröffnung mein Zahnarzt des Vertrauens – Dank seiner professionellen Hilfe bin ich bislang ohne eine einzige Zahn-OP durch´s Leben gekommen!
Hier seine TOP10 Infos für Schwangere und Mütter:
- In der Schwangerschaft verändert sich sowohl das hormonelle Zusammenspiel im Körper als auch die Immunabwehr. Dies kann zuweilen zu vermehrt auftretendem Zahnfleischbluten führen. Daher sollte während einer Schwangerschaft unbedingt im ersten und im letzten Trimenon (Schwangerschaftsdrittel) eine professionelle Zahnreinigung von gut aus- und weitergebildeten Dentalhygienikerinnen erfolgen. Dies unterstützt und empfiehlt auch der Gynäkologenverband, jedoch rät er das mittlere Trimenon auszulassen.
- Parodontitis ist eine entzündliche, meist durch die Zusammensetzung des Bakterienspektrums im Mund bedingte Erkrankung des Zahnhalteapparats. Sie kann unbehandelt nicht nur zu Zahnausfall führen, sondern auch zu Frühgeburten. Am besten sollten daher vor Beginn einer geplanten Schwangerschaft vom Zahnarzt die Zahnfleischtaschen mit einer speziellen stumpfen Sonde gemessen werden und gegebenenfalls behandelt werden. Aber auch während einer bestehenden Schwangerschaft ist die Messung sinnvoll und ebenfalls bei Bedarf zu behandeln.
- Eine der häufigsten angeborenen Fehlbildungen ist die Lippen-Kiefer-Gaumenspalte. Eine Entwicklungsstörung, bei der zu einem bestimmten Zeitpunkt Teile des Kiefers nicht so miteinander verwachsen, wie sie es sollten. Kinder mit dieser „Fehlbildung“ sind in jeder anderen Hinsicht kerngesund! Heute können solche Ereignisse hervorragend operiert und nahezu bis gänzlich unkenntlich werden. Dennoch kann man dazu beitragen, dass es gar nicht dazu kommt. Folsäure scheint hier einer der Schlüssel zu sein. Diese Folate sollten unbedingt im ersten Schwangerschaftsdrittel Anwendung finden. Danach kann darauf in der Regel verzichtet werden.
- Zahnärztliche Behandlungen können in der Regel problemlos auch unter lokaler Betäubung in der Schwangerschaft stattfinden. Wer also kurz vor oder während der Schwangerschaft erfahren hat, dass das eine oder andere Loch aufgetreten ist, sollte dies besser noch während der Schwangerschaft beheben lassen, denn danach ist erst mal durch die neuen Umstände und bis sich alles eingespielt hat noch weniger Zeit und die Stillpausen sind gegebenenfalls auch noch zu bedenken. Schlimmstenfalls droht ein größeres Problem, weil man das ursprünglich kleine stets vor sich hergeschoben hat.
- Da werdende Mütter zuweilen vermehrt Hunger haben – was gut und normal ist – sollten Sie gerne des Öfteren zuckerfreie Kaugummis kauen oder nach den Zwischenmahlzeiten den Mund mit lauwarmen Wasser ausspülen, um den unmittelbaren Säureangriff zu mildern.
- Wenn die werdende Mama dann doch der Zahnschmerz ereilt, kann Nelkenöl – auf die schmerzende Region im Mund aufgebracht – kurze Abhilfe schaffen, ohne gleich eine Tablette nehmen zu müssen. Nun ist es aber spätestens Zeit schnellstmöglich den Zahnarzt des Vertrauens aufzusuchen, denn dieses Jahrtausende alte Hausmittel ist zwar bewährt, aber schafft nur kurz Linderung und löst das Problem nicht.
- Ist das Baby nun mal da, ist die Mundhygiene umso wichtiger. Eigentlich kommen die Kinder – zumindest im Mund – „sauber“ zur Welt. Und wie sang schon Cat Stevens: „The first cut is the deepest“. Erst der Kuss von Mama und Papa bringen die Karies- und Parodontitiskeime an bzw. in den Mund. ACHTUNG: Eltern können Ihre Kinder gar nicht genug küssen und liebkosen! Aber eine gute Mundhygiene hilft Karies vorzubeugen.
- Auch wenn sich viele werdende Mütter während der Schwangerschaft gerne etwas Gutes tun möchten, ist das Aufhellen von Zähnen mittels sogenannten „Bleaching Gels“ in dieser Zeit nicht zu empfehlen. Zwar ist es unwahrscheinlich, dass es schädigende Einflüsse auf das Baby im Bauch hat, aber erprobt und nachgewiesen ist es eben auch nicht.
- Fluoridierte Speisesalze halten auch im Speichel die Konzentration leicht erhöht, so dass den Zähnen mehr Schutz durch eine Schmelzhärtung widerfährt.
- Ist das Kind endlich auf der Welt gilt: Zahnpflege beginnt spätestens mit dem Zahndurchbruch. Schon vorher sollten Sie dem Kind keine gesüßten Tees oder Fruchtsäfte zukommen lassen. Die frühkindliche Karies oder das sogenannte „Baby Bottle Syndrom“ sind Folgen von stetigen Säureangriffen auf die Milchzähne. Kinder mögen Wasser, bis sie etwas neues „Süßeres“ kennenlernen. Natürlich spricht nichts gegen eine „Saftschorle“ von Zeit zu Zeit – schließlich ist süß und lecker auch ein Stück Lebensqualität!
Weitere Infos zu Dr. Dietmar Hellebrand erhaltet Ihr auf seiner Webpage.