Nur mal vom Grundsatz her: Ostern ist das höchste Fest der Christenheit und wird überall auf der Welt gefeiert. So erklärt es sich wohl auch, warum sich im Lauf der Zeit so viele verschiedene Osterbräuche entwickelt haben, die auch noch heute gefeiert werden. Ja, darunter sind auch echt ein paar sehr skurrile;-)
Wenn ich persönlich an Osterbräuche in Deutschland denke, denke ich an Eier ausblasen, anmalen, verstecken, suchen, finden, essen. Ich denke an Berge von Schokoladenhasen, Osterplätzchen, Lammbraten und tausend andere Köstlichkeiten. Ich denke an den Osterhasen, der dafür verantwortlich ist, die Osternester für die Kinder zu verstecken. Ja klar, die Kirche, auch das ist etwas das in vielen Familien Bestand hat. An Ostern geht man in die Kirche!
Würde ich mich allerdings während ich dorthin spaziere beispielsweise gerade in Polen befinden, müsste ich damit rechnen, nass bis auf die Knochen in der Kirchenbank zu sitzen. An Ostern wird dort nämlich mit Eimern voller Wasser, Spritzpistolen oder Wasserbomben Jagd auf Passanten gemacht. Ei, was ein Spaß.
Doch nicht nur dort, auch auf vielen anderen Flecken dieser Erde ist an Ostern Rock´n Roll angesagt.
Eine kleine Auswahl folgt nun. Viel Spaß!
1. Philippinen: Alle Kinder fliegen hoch…
Kaum, dass die Kirchenglocken am Ostersonntag zu bimmeln beginnen, heben Eltern allerorts auf den Philippinen ihre Kinder AM KOPF hoch, um sie auf diese Weise zu strecken. Die Inselbewohner glauben an eine wachstumsfördernde Wirkung des Osterfestes.
2. Tschechien: Tausche Peitschenhiebe gegen Osterei
Da explodiert mein emanzipiertes Frauenherz: Hierzulande ist es nämlich Brauch, dass am sogenannten „Peitschen-Montag“ die Männer bei Nachbarinnen und weiblichen Verwandten klingeln, um ihnen mit geflochtenen Weidenruten leicht auf die Beine zu schlagen. Warum das Ganze? Es soll Jugend und Gesundheit bringen. Also wenn es um meine Tochter ginge, da dürfte besser kein Kerl bei uns die Haustürglocke läuten!
3. Finnland: Halloween an Ostern
Ob Ostern oder Halloween. Das macht in Finnland keinen Unterschied. Jedenfalls nicht zwischen Karfreitag und Ostersonntag. Da nämlich regieren die Hexen das Land. Vielerorts finden bunte Umzüge mit kostümierten Frauen statt. Am Ostermorgen aber dürfen dann die Kinder mit allem was Krach macht durch die Straßen ziehen, um dadurch den oft langen und kalten Winter zu vertreiben. Manche Bewohner schlagen sich aber lieber mit Birkenruten gegenseitig auf den Rücken – symbolisch für für die Palmwedel, mit denen Jesus bei seinem Einzug in Jerusalem begrüßt wurde.
4. Irland: Grabstimmung mit Hering
Was skurrile Bräuche zu Ostern angeht, da mischt Irland wirklich nicht umsonst ganz vorne mit: Hier wird am Ostersonntag in den Dörfern eine feierliche Prozession auf einer Wiese abgehalten, um HERINGE in vorher ausgehobenen kleinen Gräbern zu begraben! Dies symbolisiert das Ende der Fastenzeit, in der nur Fisch anstelle von Fleisch gegessen werden durfte.
5. Niederlande: Schlange stehen
Den Osterbrauch der Holländer finde ich besonders interessant und kurz habe ich mich gefragt, ob ich mitmachen würde, wenn es auch hier in Deutschland Usus wäre. Ich habe mich dann aber dagegen entschieden, denn die Vorstellung mich am Ostermontag mit Millionen anderer Menschen in ein Möbelhaus zu quetschen war dann doch nicht so sexy. Seit 30 Jahren macht sich das ganze Land an genau diesem Tag auf den Weg, um kollektiv Möbel zu kaufen. Verrückt.
6. Slowakei und Ungarn: Parfum und Wasser
Der Ostersonntag beginnt für die in der Slowakei wohnenden Frauen nicht gerade zärtlich oder liebevoll. Anstatt freundlich vom Gatten mit einem Osterfrühstück ans Bett geweckt zu werden, bespritzen slowakische Männer ihre Frauen traditionell mit kaltem Wasser oder Parfüm. Damit sollen Krankheiten aus dem Körper vertrieben werden.
Auch in Ungarn ist das so, allerdings liegt hier der Ursprung in einem vorchristlichen Fruchtbarkeitsritus. Die Männer besuchen Frauen innerhalb der Familie oder des Freundeskreises und besprengen diese mit Parfüm oder Wasser. Als Dank werden sie dafür mit Ostereiern, Kuchen und Alkohol bewirtet. Blöd nur, dass die Betrunkenen dann oft trotzdem wieder mit dem Auto heimfahren.
7. Schweden: Das Küken der Star
Anders als bei uns bringt hier nicht der Osterhase die Eier sondern das Osterküken. Ihre Wohnungen schmücken die Schweden deshalb in der Farbe des Osterkükens mit gelben Federbüschen und Birkenzweigen. Am Gründonnerstag ziehen schwedische Kinder mit Kopftuch, langem Rock und Besenstiel als Osterweiber verkleidet mit einer leeren Kaffeekanne durch die Nachbarschaft, klopfen an Türen und bitten um Süßes.
8. Bulgarien: Hau ein Ei drauf
Anstatt die Ostereier zu verstecken oder gar zu essen, werfen sie die Bulgaren nach der Messe lieber an die Kirchenmauern oder gleich auf die bucklige Verwandtschaft. Derjenige, dessen Ei übrigens dabei nicht zerbricht, soll das erfolgreichste Familienmitglied des kommenden Jahres sein. Das würde ich furchtbar gerne als Tradition bei uns einführen;-)
9. Australien: Down Under hat nix für Bunnies übrig
Bilby statt Bunny heißt hier die Devise, wenn es um das Oster-Maskottchen geht. Denn kommt man den Australiern mit dem Osterhasen kriegt das sonst so entspannte Surfer-Völkchen schlechte Laune. Hintergrund ist, dass das Land jahrelang mit einer Kaninchenplage zu kämpfen hatte. Drum fixierte man sich marketingtechnisch auf eine hasenähnliche, aber nicht so gehasste Tierart namens Bilby. Das Gute: Diese Tiere verfügen von Geburt an über einen Beutel zum Eiertransport und so macht es Sinn, dass sie die Ostereier auf dem Kontinent verteilen.
10. USA: Die Eier vom Präsidenten
Wer hat noch nicht davon gehört? Die prachtvolle Easter Parade in New York! Mit jeder Menge Blumen, üppig ausstaffierten Hüten und einfallsreich-verrückten Kostümen flanieren die Einwohner am Ostersonntag über die 5th Avenue. Schon vor 150 Jahren war das so! Sehr cool ist auch der Brauch, dass die Kinder im Garten des Weißen Hauses am traditionellen „Eierrollen“ teilnehmen dürfen. Dabei werden hartgekochte Eier mit einem Stock vorangetrieben. Als Geschenk gibt es Holz-Ostereier, die vom Präsident und seiner First Lady zuvor signiert wurden. Einige Mitarbeiter des Weißen Hauses verschenken Schokolade im Hasenkostüm. Yes, they can.
PS:
Kleiner Rückblick! Erstes Ostern mit meiner Patchworktochter vor 10 Jahren!!! Weil wir uns an diesem Sonntag spontan fürs Eierbemalen entschieden hatten und ich nur Nagellack zum Verzieren hatte, hab ich sie mit einer Mullbinde eingewickelt, damit sie keine giftigen Dämpfe einatmet;-)
Credit Titelbild: photographed by Ryan McGuire
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