Vielleicht ist Ignoranz schlimmer als Verdrängung. Jedenfalls bin ich in Beiden gut, wenn ich mich gerade danach fühle und Dinge nicht wahrhaben möchte.
Nachdem meine Tage normalerweise immer ähnlich pünktlich wie die Tagesthemen kommen, war es eigentlich schon beim Einsteigen in den Flieger klar: Irgendetwas stimmt hier nicht. Nichts desto trotz waren wir nach rund 22 Stunden Flug im wunderschönen Myanmar gelandet und hatten eine dreiwöchige Rundreise vor uns. Myanmar, Laos, Kambodscha. Insgesamt 16 Mal Abheben, nie länger als zwei Nächte in einem Hotel. Die Tampons waren natürlich im Koffer dabei – irgendwann kommen sie ja sicher. Die Tage.
Nach einer weiteren Woche beschlich mich das Gefühl, dass es vielleicht doch besser wäre, einen Schwangerschaftstest zu machen. Da waren wir gerade in Kalaw. Einem kleinen, ruhigen Bergdorf – irgendwo mitten in Myanmar, das eigentlich nur aus einem Markt bestand – derber Fischgeruch inklusive. Der dazugehörige Wikipedia-Eintrag ist genau vier Zeilen lang. Die Dorfapotheke befand sich in einer umgebauten Garage. Überall Pillen, Tabletten, Pulver. Aber nicht wie bei uns in einer Verpackung – sondern frei herumliegend. Ein ungefähr 14 Jahre altes Mädchen spielte Apothekerin und grinste uns an. „Do you have a pregnancy test?“ fragte ich sie mit einem hoffnungsvollen Lächeln. Sie schaute mich an, als hätte ich Sie gerade nach dem lateinischen Ausdruck für Bachvogelstelze gefragt und kramte in ihren Tabletten herum. Nachdem ich versucht hatte, einen Babybauch vorzumachen inklusive einen Daumen nach oben oder unten und sie mir vermeintliche Abführpillen andrehen wollte, gingen wir.
Das Problem bei mir ist: ich schaffe es wochenlang, Dinge zu verdrängen, aber wenn ich mir dann in den Kopf setze, die Angelegenheit zu lösen, muss es auch genau in dem Moment passieren. Keinen Tag, keine Stunde später.
Also hielten wir weiter Ausschau nach einer Pharmazie. Und fanden letztlich in einer Seitenstraße ein Zimmer, das ebenfalls den Anschein einer burmesischen Apotheke machte. „Do you have a pregnancy test?“ fragte ich die Frau, dieses mal etwas zurückhaltender. Sie lächelte und antwortete in einem perfekten Englisch „Yes, of course. How many do you want?“. Ich nahm zwei, zahlte umgerechnet 1,50 Euro und ging zurück ins Hotel.
Nach fünf Minuten war klar: weder Ignoranz noch Verdrängung konnten irgendetwas daran ändern, dass ich schwanger war.
Mitten in Myanmar, noch rund zehn Flüge vor mir und einer Tampon-Packung, die ich ungeöffnet wieder nach Hause nehmen würde.
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Das gibt’s doch gar nicht! Ich bin gerade durch meine googlesuche „schwangerschaftstest in Myanmar“ auf deinen Beitrag gekommen. Dabei hatte ich eigentlich nach Warnungen gesucht, dass burmesische Schwangerschaftstests unsicher sind. Ich bin nämlich in derselben Situation wie du gerade. Und du Mama – also kann man sich vielleicht doch auf hiesige Tests verlassen. Oh Gott. Ich möchte das noch gar nicht wahrhaben.
Toll geschrieben übrigens!
Ach wie lustig! Doch, die Dinger funktionieren bestens::)) Toi toi toi und viel Spaß im wundervollen Myanmar!