Typisch Junge? Echt jetzt?

9. März 2016 , In: Meike, ZweiBlicke , With: One Comment
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Ich hab´s mir ehrlich nicht ausgesucht und wenn ich hätte können, weiß ich nicht, ob es genutzt hätte, meinem Sohn die Begeisterung für fahrbare Untersätze (am liebsten richtig schnelle) auszureden.
Es war einfach da. Von jetzt auf gleich. Als wäre ihm am Tag seiner Geburt eine Art PS-Profi-Gen eingepflanzt worden. Matheo will sich auf alles setzen, was Räder oder ein Lenkrad hat, die Liste seiner elektrischen Autos, Motorräder, Quads, Laufräder, Fahrräder,… ist endlos lang.

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Schon als er wirklich noch miniklein war, griff er lieber nach den Matchbox-Autos als nach der Kasperle-Puppe, drückte lieber seinen Drachen beim Kuscheln an sich als den putzigen Teddybär mit der gelben Hose. Der Regenschirm wird bis heute sofort zum Schwert umfunktioniert, der Tennisschläger zum Gewehr und sowieso ist das Leben mit einem Jungen laut und voller Peng Peng und Platzwunden. Typisch Junge also?

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Eigentlich bin ich ja gegen Klischees! In jeglicher Hinsicht und Couleur.

Ich hab schon Italiener getroffen, die überhaupt nicht feurig waren, Franzosen, die mit null Charme und schon gar keinem Liebesgedicht um die Ecke kamen und der ach so langweilige deutsche Mann entpuppte sich dafür als Mega-Granate im Bett. Was nun?

Typisch Jungs, typisch Mädchen. Gibts das wirklich?

Um ehrlich zu sein, in meiner Kindheit hat das nicht geklappt. Ich spielte natürlich hin und wieder mit Puppen, vor allem aber deswegen, weil sie mir geschenkt wurden, so wie sich das für ein Mädchen eben gehört. Länger als ein paar Minuten dauerte das aber eher selten, denn meine wirkliche Leidenschaft bestand darin, eine Bande zu gründen (deren Chef ich war), durch die Wälder zu streifen, Schneckenrennen zu organisieren, Ameisen zu beobachten und Regenwürmer zu sammeln.

Darüber hinaus bin ich mit drei kleinen Brüdern großgeworden, mit denen ich viel lieber im Garten rumrannte und selbstausgedachte Abenteuer bestand. Ich nahm an Kettcar und Bulldog-Rennen teil und muss zugeben, dass ich mich seeeehr lange viel besser mit Jungs als mit Mädchen verstand. Das kam in der Tat erst später, wobei ich bis heute nicht das „typische Mädchen“ bin, das angeblich stundenlang Schminkutensilien testet, jede Woche neue Klamotten shoppt und dauernd über ihre Frisur redet;-)

Und trotzdem stelle ich fest, dass es merkbare Unterschiede zwischen Jungs und Mädchen gibt. Zahlreiche After-Kindergarten- und After-Schule-Erfahrungen sowie viele Gespräche mit anderen Müttern haben mir bewiesen, dass Geschlechterklischees tatsächlich existieren.

Selbstredend bestätigen Ausnahmen die Regel. Doch so sehr ich mich dagegen sträuben möchte, einem Jungen oder einem Mädchen, die für das jeweilige Geschlecht typische, allgemein gültige Verhaltensweise/n anzudichten, sie sind irgendwie schon da.

Während mein Sohn nach dem Kindergarten noch auf der Spielwiese wie verrückt mit anderen Jungs tobte und raufte und innerhalb von Sekunden förmlich im Dreck stand, spielten die Mädchen aus seiner Gruppe irgendwo auf einer hübschen Picknickdecke brav, leise und hygienisch rein Mutter und Kind. Es wurde gefüttert und gewaschen, das imaginäre Haus wurde geputzt und gesaugt und dem imaginären Mann später ein selbstgekochtes Essen kredenzt.

Die Frage, die sich mir nun stellt. Ist dieses Verhalten nun tatsächlich angeboren, angelernt oder einfach nur schlicht und ergreifend abgeguckt?

Auch wenn wir modernen Frauen gerne glauben wollen, dass die Emanzipation inzwischen doch bis in die letzte Haushaltsritze vorgedrungen sein müsste, so muss man leider zugeben, dass wir auch im Jahr 2016 immer noch ÜBERWIEGEND in traditionellen Geschlechterrollen leben. Weltfrauentag hin oder her. Die Frau kümmert sich ums Kind, um die Wäsche, den Haushalt und geht „heimlich“ dann arbeiten, wenn Sohn oder Tochter fremdbetreut ist. Kaum zuhause kriegt das dann aber eigentlich nichts anderes mit, als dass die Mama dem Papa gern zum Feierabend das Bier hinstellt und ne Stulle schmiert. Macht sie doch gerne – die Frau – ja, auch die Moderne.

Wahrscheinlich werden wir es nie erfahren, wie das alles wirklich so ist. Aber was soll´s!? Auch die Wissenschaftler sind sich da nicht einig, wenn ich mir meine Google-Ergebnisse so ansehe.

Die einen behaupten, dass Schimpansen über Monate beobachtet wurden und sehr wohl zu erkennen war, dass die Weibchen den Stock ständig als Puppenersatz herumgeschleppt haben, während die Männchen denselbigen – wie soll´s anders sein – zum Kämpfen benutzten.

Dann wiederum hat eine neueste Studie von Forschern der University Sydney ergeben, dass Jungs zuallererst lieber mit Püppchen spielen und sich erst später (so ab dem 3. Lj) der Hang zum Zwei-, Drei- oder Vierrad entwickelt. Das Faible für PKW, Motorrad und Co. ist also auf keinen Fall von Geburt an da.

Puh. Verwirrend. Wie so oft. Tausend Menschen, tausend Meinungen. Heute ist Salat gesund und morgen giftig. Man weiß es einfach nicht und am Ende ist es auch Wurscht.

Meine Meinung und dazu stehe ich: Matheo kann mit Barbie spielen oder mit Lego. Und ich liebe ihn im rosa Kleid nicht weniger als im schicken schwarzen Anzug. Er kann Ballett tanzen oder ins Rugby gehen. Er kann Kosmetiker werden oder Bauarbeiter. Oder ganz was anderes. Solange er damit happy ist, bin ich es auch.

Meine Einstellung ist – was den Berufswunsch angeht – sowieso (bis auf sehr wenige Ausnahmen) komplett tolerant. Frei nach dem Motto „Du musst brennen für das, was du tust, dann kommt der Erfolg von selbst!“ werde ich Matheo unterstützen wo ich kann.

Unsere Welt ist kompliziert, verlogen und gemein genug, da muss es seine Mama nicht auch noch sein!

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Tina und Meike

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