Mein Sohn ist wahrlich keiner, der darauf brennt, einen halben Vormittag allein mit sich auf der Couch zu lümmeln, um ein Buch zu lesen und der dann so gefesselt davon ist, dass man ihn regelrecht davon wieder wegreißen müsste. Viel eher schläft er vor Langeweile darüber ein;-) Aber was soll´s. Matheo ist eben anders und das ist wunderbar so.
Ihn interessieren alle technischen Dinge. Schon als Baby war alles, was fahren oder sich bewegen, quietschen, brummen oder sonstigen Krach machen konnte, spannender, als in einem Buch zu blättern.
Mit Büchern hatte er es noch nie so und ich habe für mich beschlossen, das zu akzeptieren, auch wenn es für mich nicht nachvollziehbar ist. Tatsächlich gehörte ich zu den Kindern, die nachts heimlich mit Taschenlampe unter der Bettdecke weiter schmökerten, wenn eigentlich Schlafenszeit gewesen wäre, weil die Geschichte so spannend war, dass man unmöglich damit aufhören konnte. Bücher sind für mich bis heute das Größte!
Es kommt aber irgendwann eine Zeit, in der man nicht anders kann, als sein kleines Lesemuffelchen zu „zwingen“, sich mit dem geschriebenen Wort aktiv auseinanderzusetzen. Allerallerspätestens wenn die Schule losgeht. Das ist mühsam, denn ein Kind, das partout nicht lesen will und zudem mit einem enormen Starrkopf ausgerüstet ist, das weiß sich zu wehren;-)
Was also tun, wenn man nicht will, dass es jedes Mal in Diskussionen oder gar Streit ausartet, wenn es um das Thema geht?
Nach einigem Recherchieren zu diesem Problem gleich zu Anfang der ersten Grundschulklasse stieß ich zufälligerweise auf eine Seite im Netz, in der es darum ging, dass nahezu alle Niederländer sehr gut Englisch sprechen.
Der Grund dafür ist wohl, dass in Holland ausländische Filme und Serien so gut wie immer in der Originalsprache aber mit niederländischen Untertiteln ausgestrahlt werden. Das perfekte Zusammenspiel also aus Lesen und Hören und dadurch lernt man dort fast nebenbei die neue Sprache.
Jetzt wollte ich Matheo zwar keine Fremdsprache durch Untertitel beibringen, hatte aber die Idee, mir das Prinzip – nur ein kleines bisschen abgewandelt – zu Nutze zu machen. Um ihm einen Ansporn zu geben, selbstständig zu lesen, wollte ich etwas Technisches, das er mochte (Fernseher) mit der Pflicht des Lesens verbinden.
Konkret sah das so aus:
Eine Zeitlang ließ ich ihn immer wieder dieselben Kinderfilme schauen, bei denen ich den Ton auf lautlos stellte, aber stattdessen die Untertitel aktivierte.
Wollte er wissen, was die Figuren miteinander sprachen, so musste er gezwungenermaßen die Untertitel lesen.
Kannte er einen Buchstaben (noch) nicht, fragte er mich und merkte ihn sich meistens fürs nächste Mal. Mit jeder Wiederholung wurde er dadurch sicherer und sicherer.
Anfangs mussten wir natürlich häufiger den Pausenknopf auf der Fernbedienung drücken, wenn ein Satz lang oder ein Wort sehr kompliziert war, recht zügig aber entwickelte er einen ungeheuren Ehrgeiz immer schneller und besser lesen zu können, damit er den Pausenknopf gar nicht mehr drücken musste. Selbst fremde Texte beherrscht er nahezu fließend und betont sehr gut und solange es zu den Hausaufgaben gehört, werden auch die feindlichen Bücher inzwischen anstandslos studiert.
Privat bevorzugt er nach wie vor Untertitel! Ist aber im Hinblick darauf, dass er irgendwann auch mal eine Zweitsprache lernen soll, vielleicht gar nicht so schlecht;-)
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