Reality bites. Oder warum ab jetzt die Löschtaste verbannt wird…

10. Oktober 2015 , In: Tina , With: 2 Comments
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FullSizeRender-19Vergangenen Dienstag, als Liv genau sieben Wochen alt wurde, kamen meine Eltern zu Besuch. Und Oma Walli und Opa Ludwig hatten ein rotes Fotoalbum mit einem Schleifchen darauf dabei. Die Aufschrift „Unser Kind“. Nachdem ich keine Geschwister habe war schnell klar, dass darin definitiv nur Fotos von mir sein können. Und so war es auch. Das gesamte erste Lebensjahr – fotografisch festgehalten von meinen Vater, der übrigens ähnlich weit vom Profi-Fotografen entfernt ist wie ich davon, den Mount Everest zu besteigen. Ich glaube, dass ich dieses Album noch nie gesehen habe, zumindest kann ich mich daran nicht erinnern. Und ich gebe zu, dass es mich erst interessiert, wie ich als Baby aussah, seitdem ich selbst Mutter bin.

Das Spannende daran: Im Jahr 1977, meinem Geburtsjahr, wurde noch analog fotografiert. Sprich: Man hat damals alle Fotos, die man jemals gemacht hat, entwickeln lassen und einfach alle behalten und eben in dieses rote Album geklebt. Mit netten Sprüchen daneben. So enthält dieses Fotoalbum auch Bilder, bei denen man heute beim iPhone schnell die „Papierkorb“-Taste drücken würde. Zumindest mache ich das bei Liv so. Denn ich möchte, dass meine Tochter später nur Bilder zu sehen bekommt, auf denen sie hübsch aussieht. Ohne Knollnase und Doppelkinn, das sie manchmal hat, wenn sie zu tief nach unten schaut. Für diese beiden Sachen habe ich übrigens meinen Freund verantwortlich gemacht. Ich war mir sicher, sie hätte seine Nase. Und eigentlich hat er zwar kein Doppelkinn, aber wenn ich mich entscheiden müsste, hat sie das eben eher von ihm als von mir. Bis ich das rote Album in die Hand gedrückt bekommen habe. Und die gleiche Knubbelnase erkenne, die auch Liv hat. Bei manchen Fotos ist sogar das Gesicht weggeschnitten – ich habe es vermieden nachzufragen, was der Grund dafür sein könnte. Und neben einem Foto mit meiner Oma steht daneben: „Ich bin kein Mops – oder??“. Ganz deutlich zu erkennen: ein Doppelkinn. Seitdem überlege ich bei jedem Foto, das ich löschen möchte, ob es nicht ehrlicher wäre, einfach jede Momentaufnahme zu behalten. Egal ob mit Karl Dall-Auge, dicker Nase oder Mops-Gesicht. Weil genau das eigentlich die Fotos sind, die nicht nur am ehrlichsten, sondern auch am lustigsten sind. Ohne Filter, Photoshop und Lösch-Taste. Vielleicht kann ich damit dann auch meinen zukünftigen Schwiegersohn vor eventuellen Beleidigungen retten.

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  1. Avatar
    • Doreen
    • 4. November 2015
    Antworten

    Irgendwie sehen die Bilder aus der Zeit alle gleich aus…. ob das in 30 Jahren unseren Kindern auch so geht?

    • Tina Kaiser
      • Tina Kaiser
      • 5. November 2015
      Antworten

      Hihi…Ich befürchte es:)

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